Gemeinsam gegen weibliche Genitalverstümmelung

Anlässlich des internationalen Tag gegen die weibliche Genitalverstümmelung (engl.: Intertnational Day of Zero Tolerance to Female Genital Mutilation), der jährlich am 6. Februar statt findet, beleuchtet die Sara Aduse Foundation die Situation in der Schweiz und ruft mit ihrer Petiton #StopMädchenbeschneidung den Bund, die Kantone und die Bevölkerung zum Handeln auf. Die wichtigsten Informationen dazu sind in diesem Beitrag.

Begriffsklärung und Verbreitung weiblicher Genitalverstümmelung

Weibliche Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation, kurz FGM) bezeichnet die teilweise oder vollständige Entfernung der äusseren weiblichen Genitalien ohne medizinischen Grund. Diese Praxis verursacht lebenslange körperliche und psychische Leiden und ist eine Menschenrechtsverletzung. Mit der Zuwanderung ist diese archaische Praxis auch in die Schweiz gelangt. Junge Mädchen werden von sogenannten Beschneiderinnen mit einer Rasierklinge oder einem anderen scharfen Instrument verstümmelt. In vielen Fällen wird den Mädchen die Klitoris entfernt, manchmal auch die inneren und äusseren Schamlippen. Die schwerste Form dieser Praxis ist das Zunähen der Vagina, wobei nur eine winzige Öffnung bleibt, durch die Urin und Menstruationsblut tröpfchenweise abfliessen. Ein normales Sexualleben ist danach nicht mehr möglich, was eines der Hauptziele dieser grausamen Tradition ist.

FGM in der Schweiz

Seit 2012 ist FGM in der Schweiz ein Offizialdelikt (Art.124 StGB), das von den Behörden automatisch verfolgt wird. In der Schweiz kam es bislang nur zu einer einzigen Verurteilung (im Kanton Neuenburg). Gleichzeitig ist die Anzahl der betroffenen und gefährdeten Personen gestiegen: Laut dem Bundesamt für Gesundheit sind inzwischen rund 24’600 Frauen und Mädchen in der Schweiz betroffen oder gefährdet.

Die betroffenen Frauen stammen oft aus Afrika, insbesondere aus Somalia, Äthiopien und dem Sudan. Viele leiden ihr Leben lang unter chronischen Schmerzen, die oft nur durch eine operative Korrektur gemildert werden können. Wo genau die Verstümmelungen erfolgen – im Heimatland, im Ausland oder sogar in der Schweiz – bleibt häufig unklar.

In der Schweiz kommen viele Ärztinnen und Ärzte in ihrem Alltag mit Opfern von weiblicher Genitalverstümmelung in Kontakt. Schon 2012 gaben 40 Prozent des befragten medizinischen Personals an, dass sie bereits Patientinnen mit FGM gesehen haben.

Hierzulande wurden bereits wichtige Fortschritte erzielt. Ein entscheidender Schritt war u.a. das Postulat von Natalie Rickli im Jahr 2018, welches dem Thema politische Beachtung verschaffte. Infolgedessen wurden auf kantonaler Ebene Anlaufstellen für betroffene Frauen geschaffen, die ihnen Beratung und Unterstützung bieten.

Interkulturelle Zusammenarbeit mit Anlaufstellen

Es ist entscheidend, mit Menschen zusammenzuarbeiten, die aus denselben Kulturkreisen stammen. Nur so kann Vertrauen aufgebaut und ein ehrlicher Dialog mit den Betroffenen gefördert werden. Viele beschnittene Frauen sind traumatisiert und benötigen sensible Unterstützung. Dieser Umgang erfordert Einfühlungsvermögen, kulturelles Verständnis und Fachwissen. Gegenseitiges Verständnis ist essentiell, um eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen und einen niederschwelligen Zugang für betroffene Frauen und Mädchen zu ermöglichen und die Präventionsarbeit zu intensivieren.

Aufklärung im eigenen Kulturkreis
Auch Frauen und Männer, die nicht direkt von FGM betroffen sind, aber aus denselbem Kulturkreis stammen, müssen in diesem Kontext angesprochen werden. So kann die Beschneidungspraxis im engen Kontakt mit Betroffenen und ihrem kulturellen Umfeld verhindert werden. Menschen aus diesen Kulturkreisen, die in der Schweiz aufgewachsen sind und nicht von FGM betroffen sind, bilden eine Brücke zwischen der hiesigen und ausländischen Kulturen, da sie beide Seiten kennen und so aufklärend gegen weibliche Genitalverstümmelung vorgehen können.

Petition Box

Forderung: Verstärkte Umsetzung der Aufklärungs- und Präventionsmassnahmen

Um diese grausame Praxis zu beenden, haben wir die Petition #StopMädchenbeschneidung ins Leben gerufen. Wir fordern die kantonale Gesundheitsdirektorenkonferenz auf, die Aufklärungs- und Präventionsmassnahmen für betroffene Frauen und Mädchen verstärkter umzusetzen.

Jetzt unterzeichnen

Von FGM betroffene Frauen als Personal in Anlaufstellen
Ein Teil des Personals in Anlaufstellen sollte aus Frauen bestehen, die selbst von FGM betroffen sind und in der Schweiz aufgewachsen sind. Durch diese kulturelle Nähe würde die Hemmschwelle für betroffene Frauen sinken, sich an die Anlaufstelle zu wenden. Zudem könnte sich diese Information in den entsprechenden migrantischen Communities verbreiten und zur Aufklärung beitragen.

Informations- und Sensibilisierungsbedarf bei Fachpersonen
Fachpersonen und Institutionen die mit Kindern arbeiten, müssen besser geschult werden bezüglich Melderechten und Meldepflichten bei Verdachtsfällen auf weibliche Genitalverstümmelung.

Aufnahme des Thema FGM in Lehrplänen
Das Thema FGM muss verpflichtend in die Lehrpläne von Medizinstudenten, Gynäkologen, Hebammen, Pflegefachkräften, Sozialarbeitern und Lehrkräften aufgenommen werden, um die Anzahl betroffener und gefährdeter Personen langfristig zu senken.

Herzlichen Dank für deine Unterstützung!

Nina House

In Harar, Äthiopien, haben wir ein Gemeinschaftszentrum ins Leben gerufen, das einen geschützten Raum für Aufklärung und Dialog bietet. 

Bildungsprojekt

Wir haben bereits 170 Mädchen vor der weiblichen Genitalverstümmelung geschützt und Bildung ermöglicht.​

Coummunty-Arbeit

In der Schweiz kooperieren wir mit anderen grossen Organisationen, veranstalten Events, leisten Community-Arbeit und betreiben Öffentlichkeitsarbeit.